Über die Poesie

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Was passiert, wenn wir uns Gedanken über etwas machen, das uns durch das Leben begleitet? Die Poesie ist meine treue Begleiterin und ich durfte sie auf meinem Weg durch den Regen ein bisschen besser kennen- und liebenlernen.

Ich kämpfe mit den Worten. Es fällt mir schwer in Worte zu fassen was ich denke, dabei weiß ich nicht einmal was ich denken soll. Ich bin ganz ehrlich und obwohl es sich gut anfühlt, einfach zu schreiben, fällt es mir doch schwer. Die Worte haben sich versteckt und ich kann sie nicht finden.

Ein Gedanke kommt mir in den Sinn. Schreibe über das, was Dich am Schreiben hindert. Was ist es also, das mich gerade daran hindert zu schreiben? Das Thema an sich hindert mich. Es fällt mir schwer mich damit auseinander zu setzen. Nicht, weil mir dazu nichts einfällt, nein. Eher, weil die Gedanken in meinem Kopf wild umherwuseln und ich sie nicht zur Ruhe bringen kann. Wie auch, wo ich doch selbst Probleme damit habe zur Ruhe zu kommen.

Ich will über die Poesie schreiben. Aber es fällt mir schwer. Wo mir sonst die Worte einfach zufliegen, da starre ich jetzt auf ein leeres Blatt Papier und es scheint mich in seinen Bann zu ziehen und mich zu hypnotisieren.

Vielleicht will das Papier nicht beschrieben werden. Vielleicht will es einfach weiß bleiben. Manchmal ist es besser, wenn die Worte im Kopf bleiben. Worte haben Macht. Sie haben die Macht Leben zu erwecken und zu töten, zu trösten und zu verletzen, zu ermutigen und zu entmutigen, zu besänftigen und zu verärgern. Ich habe Macht über die Worte. Doch gerade haben die Worte Macht über mich. Oder ist es die Angst vor dem was übrig bleibt, wenn die Worte dann im Raum sind – verbal, oder auf dem Papier.

Ich habe Angst zu enttäuschen und zu verletzen und davor, dass die Worte nicht so ankommen, wie ich es eigentlich möchte. Ich habe Angst belächelt zu werden und die Angst nicht verstanden zu sein, lässt meine Finger erstarren.

Tinte tropft auf das Papier.

Die Poesie macht mir Angst. Sie fordert mich heraus und es erfordert Mut, sich direkt mit ihr zu beschäftigen. Ich würde lieber einen schnellen, bedeutungslosen Text über meinen Tag oder das Wetter schreiben, als darüber nachzudenken, was Poesie mit mir macht, oder was sie mir bedeutet.

Salzwasser tropft auf das Papier

Mutig bin ich nicht. Nicht oft. Hin und wieder versuche ich mutig zu sein. Es braucht dreierlei Mut. Ich brauche den Mut, ich selbst zu sein, den Mut, ehrlich sein zu können und den Mut, anderen Menschen zu vertrauen. Aber was nützt mir diese Erkenntnis, wenn ich einen einzigen Anteil Mut schon nicht zusammenbekommen kann? Für mich ist Poesie nicht alles, was ich schreibe. Obwohl alles was ich schreibe auch Poesie sein kann. Vermutlich ist es einfach ein anderer Blickwinkel, eine Veränderung der Perspektive.

Poesie für mich ist Worte finden. Worte, die manchmal leicht über die Lippen kommen, und Worte, die man manchmal nicht mal in seinem Kopf denken möchte. Es sind Worte die begeistern, inspirieren, zum Denken anregen. Worte die ich ausspreche, aufschreibe oder singe. Um zu trösten, zu informieren, meine Gedanken zu sammeln, oder meine Seele baumeln zu lassen.

In Worte fassen, was ich vielleicht nicht fassen kann.

Gedanken freisetzen und sie dann einfangen und auf Papier bringen. Ich schreibe Dinge auf, die meine Lippen nicht aussprechen können. Und doch werden sie gehört. Ich schreibe. Geschichten aus meinem Leben, Geschichten über Dich und mich. Und manchmal ist es nur ein bedeutungslos scheinender Text über meinen Tag.

Und dann wage ich es einfach. Ich schreibe meine Geschichte. Eine Geschichte, die ich mit dir teilen will, weil wir die Erinnerung teilen, die diese Geschichte erzählt. Ich habe Angst und doch bin ich gespannt. Ich beobachte dich, während Du liest. Zeile um Zeile und Du liest mir unsere Geschichte vor. Sie klingt ganz anders, aus deinem Mund. Für mich scheint sie jetzt noch wertvoller, weil Du deinen Teil beiträgst. Der Klang deiner Stimme malt die Bilder unserer Geschichte. Und so ist die Poesie mehr für mich, als nur Worte. Sie setzt sich aus mehr zusammen, als aus Buchstaben. Sie erweckt Bilder zum Leben und lässt mich eintauchen in eine andere Welt. Eine Welt voller Farbe und Duft und voller Klang.

Poesie hat für mich etwas mit Identität zu tun. Mit Heimat und dem Gefühl, verstanden zu sein. Da wo fremde Worte mir zum Zuhause werden, weil sie ausdrücken und formulieren was ich empfinde, aber nicht in Worte fassen kann.

Und das macht Poesie so wertvoll, weil sie fremde Menschen verbinden kann, wenn einer den Mut fasst und erzählt und schreibt und seine Worte in den Raum stellt. Er macht sich verletzlich dadurch, das ist klar. Aber mit seiner Verletzlichkeit kann er Heilung und Verstandensein und ein Stück Heimat, ein Stück Identität in das Leben eines anderen Menschen bringen.

Wenn ich schreibe geht es nicht immer um das, was am Ende auf dem Blatt steht, sondern um den Weg der Wörter auf das Papier. Ich konstruiere, ich deklariere, ich kreiere, ich schöpfe, ich schaffe, ich dokumentiere und ich träume. Ein Impuls verleitet mich dazu, den Stift in die Hand zu nehmen und zu schreiben.

Und manchmal bleibt mein Blatt weiß. Manchmal tropft Tinte auf das Papier, manchmal Salzwasser. Manchmal werden meine Worte von einer Melodie begleitet, manchmal fallen sie stumm auf das Papier und warten dort, entdeckt zu werden. Und manchmal dürfen andere Augen lesen, andere Ohren hören.

Und das ist für mich die Schönheit der Poesie. Die Freiheit zu teilen, was in mir steckt, ohne dass ich es mitteilen muss. Ich darf sein. Ich kann verweilen, mich in den Zeilen verlieren und die Zeit hebt sich auf.

Meine Gedanken auf Papier.

Und vielleicht, ja, vielleicht habe ich jetzt doch dreierlei Mut.

Anna-Lisa

Hallo! Wenn Du das hier liest, dann hast Du dich vermutlich zu einem meiner Beiträge verirrt. Ich wünsche Dir ganz viel Ruhe und Entspannung beim Stöbern durch meine Texte. Mach es Dir gemütlich :). P.S.: Ich würde mich tierisch über Deine Gedanken zu meinen Texten freuen. Lasse einfach einen Kommentar da :)!

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